Roboexotica Festival fuer Cocktail-Robotik 2002
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Dank fortschreitender Miniaturisierung ...

... in Elektronik und Mikromechanik existieren bereits Robots, die Gehirn- und Knochenchirurgie in absoluter Präzision durchführen (etwa der Robodoc des Pittsburgh Shadyside Hospital, ein Anruf lohnt sich!). Long-distance controls erlauben es robotic explorers, wie etwa Dante, in einen Alaska-Vulkan zu kriechen, während die Laborleute in Kalifornien hocken und sich über die Bilder freuen. 
Aber ich will diesen Text nicht in eine schlechte Techniklobhudlerei Marke 'Modern Times' ausarten lassen. Da gibts schon genug Schrott. Robots können zwar spezifische Probleme behandeln, aber mit einer dynamischen Welt können sie nicht wirklich etwas anfangen - und der Schritt in eine noch größere Maschinenautonomie bedarf anderer logischer Kaliber. Die AI-Forscher befinden sich seit den 60ern in einer ewiglichen Intelligenzspastik. Die ersten Bemühungen, künstliche Intelligenz zu schaffen, fielen in die Spät60er - als Armstrong gerade im Mare Tranquilitatis umherstapfte. Die Moderne hatte ihre fette Siegesbeute in Mondgestein angelegt und alles schien möglich. Das erste künstliche Gehirn wurde für die Jahrtausendwende prognostiziert, de facto vertraue ich derzeit nicht mal meinem Toaster.

Das Hauptproblem ...

... ist die schier unendliche Komplexität des menschlichen Zentralnervensystems. Ein Robot kann die Fehldimensionierung eines maschinell gefertigten Bauteiles um ein paar Mikrometer erkennen, die Präzision in vollkontrollierter Umwelt ist seine (Lebens-)Aufgabe; das menschliche Verarbeitungssystem allerdings kann innerhalb kürzester Zeit nahezu jegliche Umwelt erfassen. Die Superrechner hinken hinterher, und die Neurowissenschaftler wissen immer noch nicht so ganz, was sie falsch machen. 

Chuck Thorpe von der Carnegie Mellon University meint, dass der Zyklus Wahrnehmung - Verarbeitung - Handlung noch nicht autonom funktioniert, denn vor allem die "Wahrnehmung" klappt noch nicht. Das menschliche Gehirn schafft es vorzüglich, geistige Modelle der externen Welt aufzustellen und diese in einer ständigen Wechselwirkung mit der Umgebung zu modifizieren. Derzeit können die fortgeschrittensten Robot-Labs ihren Versuchsprogrammen die geistige Kapazität eines einjährigen Kindes eingeben. Der Robot kann sich selbst beibringen zu balancieren, kann aufrecht gehen und er kann den Unterschied zwischen einem schwarzen Schatten und einem Loch im Boden erkennen. Aber auf solchen Lorbeeren kann man sich nicht ausruhen. Das reicht nicht mal für einen Sekundenschlaf. Die Informationstheoretiker und Neurologen haben jede Menge Arbeit vor sich. Die "lernfähigen", nonlinearen Neuronalnetze sind zwar ein Lichtblick am trüben Robotfirmament, aber Abhandlungen und Veranstaltungen, die derlei Themen behandeln, neigen dazu, sich in einem diskursiven Geflecht aus Trendprognose und Spekulationsfreude, aus Analyse der konkreten technischen Situation, nicht länger wissenschaftsfremder Public Relations und einem Schuss Wissenschaftstheorie zu verirren. Irgendwann wird irgendwas kommen, was uns irgendwie verändern wird. Fragt sich nur wann - und wer daran glaubt. In erster Linie sollten dies dann Großkonzerne sein.

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